Inside be quiet!
24.11.2023
Ist die TDP für CPU-Kühlung noch relevant? Warum läuft mein Prozessor so heiß und sollte ich etwas daran ändern?
Lese weiter und erfahre mehr!
Kühlung moderner CPUs
Kühlerhersteller und Verbraucher mussten in den letzten Jahren ihre Herangehensweise an die CPU-Kühlung überdenken und sich der Tatsache stellen, dass eine bessere CPU-Kühlung im High-End-Bereich in der Regel zu höheren durchschnittlichen Taktraten, aber nicht zu niedrigeren Temperaturen führt. Schäden durch Überhitzung sind sowohl bei AMD- als auch bei Intel-Prozessoren dank Sicherheitsmaßnahmen eine absolute Ausnahme. Die Kerne werden gedrosselt, bevor sie eine gewisse Temperatur erreichen. In Extremfällen wird der PC komplett abgeschaltet.
In den frühen 2010er-Jahren war die Leistung von CPU-Kühlern einfach zu vergleichen. Das Produkt, das die CPU bei einem ähnlichen Geräuschpegel auf eine niedrigere Temperatur kühlte, war der bessere Kühler. Heutige CPUs sind so konzipiert, dass sie bei hohen Temperaturen eine lange Zeit halten und stets die höchstmögliche Leistung erbringen. So wurden beispielsweise alle Tests für die Ryzen 7000-Serie von AMD bei 95 °C durchgeführt, und die erwartete Lebensdauer der Chips basierend auf dieser Temperatur angegeben. Falls keine Grenzen gesetzt werden, streben diese CPUs bei Multi-Thread-Arbeitslasten immer die höchstmögliche Temperatur und Leistung an. Das Gleiche gilt für Intel-CPUs. Wenn du die Vorteile von High-End-CPUs voll ausschöpfen möchtest, musst du Kerntemperaturen über 90 °C als neue Normalität akzeptieren. Für diejenigen unter uns, die seit vielen Jahren mit PCs arbeiten und an CPU-Temperaturen unter 70 °C gewöhnt sind, ist dies etwas, mit dem wir uns abfinden müssen. Andererseits garantiert dieser Designansatz, dass du immer die bestmögliche CPU-Leistung erhältst.
TDP-Definition und ihre Probleme
Wir haben die verschiedenen Ansätze für TDP in einem vergangenen Video schon einmal beleuchtet. Mit diesem Artikel möchten wir noch ein wenig mehr ins Detail gehen. Wir empfehlen dir das folgende Video, um den Kern des Themas zu verstehen.
TDP steht für Thermal Design Power und ist die Menge an Abwärme, die ein Chip unter bestimmten Bedingungen produziert und die von der Kühllösung abgeführt werden muss. Sie ist ein einfacher Bezugspunkt für Systembauer, um festzustellen, welche Kühllösung für welche CPU geeignet ist.
Für jeden Privatanwender ist der TDP-Wert ein etwas abstrakter Wert, da jedes Unternehmen seinen eigenen Weg hat, um seine TDP-Werte zu berechnen, was einen Vergleich untereinander unmöglich macht. Nutzer zu Hause können oft nicht die exakt gleichen Testbedingungen nachstellen, und nicht einmal alle Variablen sind der Öffentlichkeit bekannt. Hinzu kommt, dass Anwendungen in der Praxis in der Zeit von Boost-Taktraten ab Werk sich sehr unterschiedlich verhalten können. Wir von be quiet! möchten euch an diesem Punkt eine Hilfestellung geben. Daher führen wir ab sofort eine Bewertungsskala ein, um unseren Kunden passende Prozessorkühlerempfehlungen zu geben, die leicht zu verstehen sind und den Bedingungen zu Hause so nahe wie möglich kommen.
Die be quiet! Kühler-Leistungsbewertung
Aufgrund der Feststellung, dass die TDP nicht immer hilfreich ist, um einen geeigneten Kühler auszuwählen, haben wir die Informationen auf unseren Produktseiten erweitert. Jeder Kühler hat eine Bewertung erhalten, die oben auf der Produktseite angezeigt wird.
- A+: be quiet!-Kühler mit dieser Bewertung sind für alle Herausforderungen bereit. Selbst mit einem Prozessor aus den Serien AMD Ryzen 9 oder Intel Core i9 hast du noch Spielraum für hohe Boost-Taktraten und manuelle Übertaktung.
- A: Diese Kühler sind für alle Prozessoren bis zu einem AMD Ryzen 9 oder Intel Core i9 Prozessor geeignet. Typische Gaming-Lasten werden mit hohen Taktraten bewältigt.
- B+: Jeder be quiet!-Kühler mit einem B+-Rating kann Prozessoren bis zu einem AMD Ryzen 7 oder Intel Core i7 kühlen.
- B: Ein Kühler mit der Einstufung B ist für Mainstream-Builds mit einem AMD Ryzen 5 oder Intel Core i5 Prozessor geeignet. Einige Kühler mit dieser Einstufung haben spezielle Anwendungsfälle, wie etwa PCs mit kleinem Formfaktor.
Diese Werte sind allgemein gehalten, um dir auf den ersten Blick eine gute Vorstellung zu vermitteln, worauf du dich mit dem Kühler einlässt. Natürlich kannst du selbst definierte Anforderungen und Vorlieben berücksichtigen, wenn du zum Beispiel eine niedrigere Lüfterdrehzahl bevorzugst. Falls du nicht planst, deine CPU ständig am oberen Limit zu betreiben, kannst du auch mit einem kleineren Kühler glücklich werden.
CPU-Kühler Check - Das hilfreiche Tool von be quiet!
Falls du etwas tiefer in die Materie eintauchen möchtest, um herauszufinden, welcher Kühler am besten zu deinem System passt, haben wir ebenfalls eine neue Lösung. Der CPU-Kühler-Check bietet zwei Arten von Informationen:
- Mainboard-Kompatibilität (VRM-Kühler und RAM): Wenn du ein Mainboard auswählst, zeigt das Tool, ob es bei einem unserer Kühler zu Einschränkungen kommen kann. Bei einigen Mainboards kann beispielsweise der Kühlkörper oder Lüfter über den RAM-Steckplätzen hängen, wodurch die Höhe des Speichers eingeschränkt wird.
- Leistung und empfohlene Kühler: Wenn du eine CPU auswählst, empfiehlt das Tool CPU-Kühler auf der Grundlage von realen Testdaten.
Der Testaufbau
Für unsere CPU-Kühlertests verwenden wir ein Dark Base Pro 901-Gehäuse, bei dem alle Lüfter auf 100 % PWM-Geschwindigkeit eingestellt sind, und lassen eine Multi-Threading-Last laufen. Die Empfehlungen in diesem Tool basieren hauptsächlich auf der durchschnittlichen Taktrate, aber auch auf der Package Power und den Kerntemperaturen. Testdaten liegen ab AMDs Ryzen 7000 und Intels Core 13th Generationen vor. Wenn du also auf der Suche nach einem Kühler für deine brandneue CPU bist, bist du hier genau richtig!
Bedenke, die genauen Bedingungen bei dir zu Hause können natürlich anders sein. Daher müssen weiterhin einige Faustregeln beachtet werden. Diese folgen etwa dem Prinzip einer Autobahnspur: Wenn wir einen Kühler für eine bestimmte CPU empfehlen, fährt diese CPU auf der Überholspur. Mit einem kleineren Kühler ist dieselbe CPU möglicherweise nur für die Mittelspur geeignet. High-End-CPUs sind durchaus in der Lage, mit kleineren Kühlern zu arbeiten, aber du kannst möglicherweise nicht unter allen Bedingungen die volle Leistung abrufen.
Vorteil einer besseren Kühlung für moderne High-End-CPUs
Dass moderne High-End-CPUs für einen Betrieb bei maximaler Temperatur gebaut sind, bedeutet nicht, dass der Kühllösung keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt werden müsste. Die Kühlleistung des Kühlers wirkt sich direkt auf die Leistung des Prozessors aus und ermöglicht höhere Taktraten über einen längeren Zeitraum. Moderne CPUs arbeiten mit intelligenten Boost-Systemen, die bei Bedarf die Leistung einzelner Kerne erhöhen und drosseln.
Nicht nur der Kühler ist für die Kühlleistung verantwortlich, sondern andere Faktoren spielen ebenso eine wichtige Rolle. Es sollte beachtet werden, dass ein Gehäuse mit einem guten Luftstromkonzept oder zusätzliche Lüfter einen großen Unterschied für CPU- und GPU-Takt und -Temperaturen machen. Wir hoffen, dass die Erklärungen klar sind und du dich gut vorbereitet fühlst, den Kühler für deinen nächsten PC zu wählen!
Natürlich gibt es bei der Auswahl eines Kühlers mehr zu beachten als nur die Leistung, zum Beispiel Höhe, Kompatibilität, Design und ARGB-Beleuchtung. All das wird in unserem ständig aktualisierten CPU-Kühler-Leitfaden näher beleuchtet. Wir hoffen, dass dieser Leitfaden und unser neues Tool euch bei eurer Entscheidung für den richtigen Kühler für euren Build helfen. Viel Spaß und bleibt leise!